31.01.2023: Centre-Loire - Die Sauvignon Blancs 2.0
„Centre-Loire - Die Sauvignon Blancs 2.0“, eine Verkostung des Steirischen Sommeliervereins im Restaurant Laufke in Graz, präsentiert von Helmut Gramer WA.
Nach der total überbuchten ersten Verkostung, gab es im neuen Jahr 2023 eine Neuauflage im Laufke. In diesem zweiten Durchgang wurde der Fokus noch mehr auf die Appellation Sancerre gesetzt, den Schlusspunkt und auch Höhepunkt des Abends bildeten aber wiederum die Weine von der Domaine Dagueneau.
Flight 1 - Reuilly, Quincy und Mentou Salon
Diese drei Appellationen stehen im Schatten von Sancerre und Pouilly-Fumé. Anstrengungen werden unternommen um die Kluft zu schließen und teils auch mit Erfolg. Im Export liegt man noch weit hinten aber die Zukunft scheint gesichert.
Matthieu & Renaud Mabillot - Reuilly 2021
Würzig, leicht rauchig, mit verhaltener Frucht. Am Gaumen grüne Aromen, frisch, markante Säure und Zitrone. Nicht ganz in Balance und von einfacher Qualität.
Henri Bourgeois - Quincy Terrasse des Grands Hommes 2021
Sofort ansprechende Nase mit Aromen nach schwarzer Ribisel, Stachelbeere und etwas grünem Paprika. Am Gaumen mit mittlerer Intensität, harmonisch und mit gut eingebundener Säure. Könnte man am ehesten mit einem Sauvignon Blanc aus der Steiermark verwechseln.
Henri Bourgeois - Menetou Salon Le Prieuré des Aublats 2021
Würzig und mit viel gelber Frucht. Wirkt reif und rund mit vegetabiler Aromatik. Leicht rauchig, dicht und gute Intensität. Leicht spürbarer Gerbstoff. Der hochwertigste Weine des ersten Flights.
Flight 2 - Sancerre
Sancerre ist mit seinen 3.000 ha Rebfläche die unangefochtene Nummer eins im Centre. Es ist die Heimat des Sauvignon Blancs und die Exportquote beträgt 70%.
Domaine Delaporte - Sancerre 2021
Reif, vegetabile Aromen und ein Hauch Cassis. Etwas heller Rauch. Am Gaumen intensiv, leicht cremig und würzig. Gut eingebundene, runde Säure und deutliche Zitrusnoten im langen Abgang.
Chateau du Nozay - Sancerre 2021
Dieser Demeter-zertifizierte Betrieb überraschte mit einer außergewöhnlichen Interpretation des Terroirs. Offene Nase mit viel gelber Frucht, reifem Apfel und flüssiger Butter. Am Gaumen große Intensität, rund und spürbarer Gerbstoff. Großartige Länge.
Domaine Vacheron - Sancerre 2021
Dieser von Silexböden kommende Wein unterschied sich deutlich von den beiden anderen Weinen der Serie
Straff, hell, klar und präzise. Mineralisch mit dichter Struktur.
Etwas frischer Apfel im steinigen Abgang. Gute Länge.
Flight 3 - Sancerre und seine unterschiedlichen Böden
Drei verschiedene Arten von Böden bestimmen das Terroir in Sancerre: Terres Blanches - in Chablis als Kimmeridge bekannt, ein absolut hochwertiger Kalkboden mit Einschlüssen von Muscheln.
Caillotes - ein karger Kalkboden aus der Oxfordian Periode.
Silex - ein Boden aus dem Kreidezeitalter. Mergelboden mit Feuerstein.
Gerard Boulay - Sancerre Clos de Beaujeu 2019
Terres Blanches. Leicht rauchig, erinnert an gekalkte Wände. Verhalten, leicht würzig, reif, kein Sortencharakter. Am Gaumen reifer Apfel, dicht, viel Zitrone und feiner Gerbstoff. Leicht phenolisches Bitterl. Deutliche Zitrusnoten im Abgang.
Claude Riffault - Sancerre Les Chailloux 2020
Silex. Kristallin. Leichte Reduktion, hell und mineralisch. Präzise. Viel frische Zitrone, klar und dicht. Straffe Struktur mit viel Energie.
Francois Crochet - Sancerre Le Grand chemarin 2019
Caillotes. Duftig und aromatisch. Reif, burgundisch, leicht vegetabil und etwas flüssige Butter. Kein Sortencharakter. Reif, leicht zeigt sich der Alkohol. Frische Zitrusnoten im Abgang.
Flight 4 - Les Monts Damnés
Les Monts Damnés - Der verdammte Berg. Diese 35 ha große Lage am Ortsende von Chavignol ist eine Legende. Erste schriftliche Erwähnung im Jahre 1252. Durch ihre Steilheit erlangte sie ihren Namen. Die Lage besteht aus hochwertigen Terres Blanches. Hier hat der Sauvignon Blanc seine Heimat gefunden und nur ganz oben, wo der Kalkboden karg wird und man jede Menge Muschelbänke findet, ist auch Pinot Noir gepflanzt.
Pascal Cotat - Sancerre Les Monts Damnés 2019
Francis und Paul Cotat leiteten die Domaine von 1947 bis 1990. Sie teilten sich die Lagen und die Produktion. Die Weine machten sie zusammen im Keller, füllten den selben Wein in ihre Flaschen, verkauften sie aber jeweils unter ihren eigenen Etiketten. 1990 übergaben die Brüder die Domaine an ihre Söhne Francois und Pascal. Da es mittlerweile nicht mehr erlaubt war, ein und denselben Wein under verschiedene Etiketten zu vermarkten, trennten sie die Weinproduktion. Francois blieb am alten Weingut in Chavignol und Pascal baute einen neuen Keller in Sancerre.
Beide stehen für langlebige „Vins de Garde“ und ernten später als die meisten Produzenten.
Leicht reduktiv, rauchig und nussig. Etwas Stachelbeere und leicht vegetabile Aromen. Am Gaumen reif, etwas Stroh und Karamell. Dicht mit leichter Süße. Intensiv mit guter Länge.
Francois Cotat - Sancerre Les Monts Damnés 2019
Leicht rauchig, würzig und nussig. Am Gaumen mit reifer Stilistik, viel Karamell, merkbarem Restzucker und leicht spürbarem Alkohol. Sehr traditioneller Stil mit guter Länge.
Gérard Boulay - Sancerre Les Monts Damnés 2019
Die Boulays sind seit 1380 Weinbauern in Chavignol. Bis 1995 hat die Domaine ihre Weine als Fassware an Henri Bourgeois verkauft. Weine welche auf Terres Blanches wachsen brauen länger um sich zu öffnen.
Anfangs verhalten. Leicht rauchig. Die Sorte ist erkennbar. Würze und klare Frucht halten sich die Waage. Reife Zitrusnoten. Frisch und mineralisch im Abgang. Sehr gute Länge.
Flight 5 - Pouilly Fumé und das Weingut Didier Dagueneau
Didier Dagueneau gründete 1992 das Weingut mit einer Rebfläche von nur 3 Hektar. Er wurde schnell zum bekanntesten und auch teuersten Produzenten in Pouilly Fumé. Im Jahre 2008 starb er beim Absturz mit seinem Ultraleichtflugzeug. Seither führt sein Sohn Benjamin das Weingut.
Didier Dagueneau - Pouilly Fumé „Buisson Renard“ 2018
Die Trauben kommen von einer Lage mit dem gleichen Namen. Positioniert am Fuß des Hügels, findet man hier einen reichhaltigen und schweren Silexboden.
Leicht reduktiv. Der warme Jahrgang zeigt sich etwas durch vegetabile Aromen und Noten nach Stroh. Am Gaumen klar, präzise und mineralisch. Dicht mit deutlichen Zitrusnoten und Apfel. Präziser, langer Abgang.
Didier Dagueneau - Pouilly Fumé „Pur Sang“ 2018
Die Trauben kommen von einer Lage namens La Folie in St. Laurent LÀbbaye.
Leicht erkennbare Noten vom Ausbau im Holz. Etwas Reduktion, rauchig, wieder leicht warme, vegetabile Noten, reife Zitrone und Cassis. Am Gaumen frisch mit einem Touch Honig, etwas Apfel und feinem Gerbstoff. Viel Zitrone im langen Abgang.
Didier Dagueneau - Pouilly Fumé „Silex“ 2018
Der bekannteste und wichtigste Wein des Weinguts. Ausbau für 12 Monate in Barriques und 500 l Fässern. Nach vier Jahren werden die Fässer getauscht. Je nach Jahrgang kommen gelegentlich einzelne Partien auch aus dem Betonei.
Feines, hochelegantes, kaum merkbares Holz. Klar und präzise aber wiederum ein Touch Wärme vom Jahrgang. Energiegeladen, kristallin und hell. Salzig-mineralisch im langen Abgang.